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6.1 WerkzeugführungDer wesentlichste Unterschied des Ovaldrehens zum normalen Drehen (Kreisdrehen) besteht in der Ellipsenbewegung des Werkstückes und der daraus resultierenden komplizierten Werkzeugführung. Der Schnitt sollte immer in der Zentralebene bzw. längs der Zentrallinie erfolgen. Während es beim Kreisdrehen ohne Einfluss ist, ob die Schneide höher oder tiefer angesetzt wird, weil immer ein zur Spindelachse konzentrischer Kreis entsteht, spielt die Stellung der Schneide beim Ovaldrehen eine wesentliche Rolle.
Bild
5101 Bild 5101 zeigt rechts eine zentral geschnittene Ellipse und eine Ellipse von einem über die Zentrallinie gestellten Schneidenpunkt. Die beiden Ellipsen durchdringen einander. Das heißt, die zentral geschnittene Ellipse wird von der höher geschnittenen Ellipse durchdrungen. In der Oberfläche entstehen zwei gegenüber liegende Rillen. Wenn beim Ovaldrehen an der Werkstück-Zylinderfläche solche Rillen auftreten, ist das ein Zeichen, dass die Werkzeugschneide nicht zentral geführt wurde. Aber nur so erhält man eine saubere Oberfläche. Das Werkzeug müsste theoretisch mit einem Punkt schneiden, um exakt eine Ellipse zu schneiden, aber das ist praktisch nicht möglich. Es werde deshalb spitze Röhren verwendet, die hochgestellt angesetzt werden. Mit Schabern kann man die Bedingung, auf der Zentrallinie zu schneiden, immer erfüllen.
6.2 Lichtlinie
Bild 5102 Schema der Lichtlinien-Projektion Um die Zentrallinie am Werkstück sichtbar zu machen und um die Werkzeugschneide genau auf dieser führen zu können, benutzt J. Volmer eine Lichtlinie. Sie wird mit einem Projektor mit einem speziellen Diapositiv oder einem Laser erzeugt. Wird längs der Lichtlinie geschnitten, so ist das die einzige Linie, die bei laufendem Werkstück still steht. Man erkennt auch das geschnittene Profil. Der Projektor liefert eine Lichtebene. Er wird so positioniert, dass diese Lichtebene genau mit der Zentralebene übereinstimmt. Zum Ausrichten des Projektors benutzt man ein Schablone, die vor das eingespannte Werkstück auf das Bankbett gestellt wird und die eine waagrechte Linie in Spitzenhöhe zeigt, mit der sich die Lichtlinie decken muß (siehe Bild 5504).
Bild 5103 Anwendung der Lichtlinie beim Ausdrehen einer ovalen Schüssel. Der Projektor steht hier etwa 1,5m halbrechts vor dem Werkstück auf einem Ständer getrennt von der Ovaldrehmaschine ODM30.
Bild 5104 Durch
die Lichtlinie sichtbares fertig gedrehtes Innenprofil,
stillstehend trotz
laufender Schüssel.
Bild 5105
Feine Profile von Rahmen (hier Rechteck-Rahmen) macht
6.3 Ovaldreh-Werkzeuge
Die
für das Ovaldrehen verwendeten, frei von
Hand geführten Werkzeuge sind
Röhren und Schaber, an besonderen Stellen auch
Meißel. Die Röhren haben
einen spitzen Anschliff, um eine möglichst
kleine schneidende Zone der
Schneide zu erreichen. Die Seiten der Röhrenschneide werden an
geraden
Flächen eingesetzt.
Bild 5201 Ovaldreh-Werkzeuge;
Für harte Werkstoffe, wie Knochen, Bein, Horn und weiche Steine, verwendet man Drehmeißel wie für NE-Metalle und führt diese mit kleinem Vorschub im Werkzeugschlitten. Bild 5202 zeigt als Beispiel das Ovaldrehen von Servietten-Ringen aus Rindsknochen.
Bild 5202
Für
das Ovaldrehen einer Serie
gleicher Werkstücke sind Einrichtungen
vorteilhaft, die ein bestimmtes Maß
an allen Werkstücken der Serie mit
Genauigkeit gewährleisten. Dafür wurde nach dem
Vorbild des erzgebirgischen
Bankfräsers der Stecher entwickelt. Er wird
verwendet, um z.B. ein
gleiches Maß des Falzes an allen Rahmen einer Serie
zu garantieren. Der
Stecher besteht aus einem schwenkbaren und in Richtung der
Spindelachse
verschiebbaren Arm, an dem an bestimmter Stelle
eine schmale spitze Röhre
befestigt ist. Der Arm liegt auf der
Handauflage oder mit einem Anschlag
auf dem Maschinenbett. Der Schubweg ist mit einem Anschlag
auf der
Schubstange einstellbar.
Bild 5203
Bild 5204
![]() Bild
5205
6.4 Ovalfräsen
Wenn
nicht Drechselwerkzeuge sondern Fräser oder rotierende Profilmesser
verwendet
werden, entstehen keine Ellipsen, sondern Parallelkurven der Ellipse.
Drechsler, die das Werkstück am Ovalwerk auf diese Weise fertigen, weil
das
einfacher zu bewerkstelligen ist, wundern sich oft, dass dabei ovale
Kurven
entstehen, die sichtbar von der Ellipse abweichen, z. B. auch Spitzen
haben
(Bild 5206 und 5207).
Bild 5207
Durch das Ovalwerk bzw. den Ellipsen-Mechanismus der Ovaldrehmaschine wird
die Fräserachse C relativ zum Werkstück auf der Ellipse e
geführt (Bild 5208a
a). Ein zylindrischer Fräser mit Radius r fräst in die Stirnfläche des
Werkstückes die äußere Kurve qo und die innere Kurve qi. Beide
haben zur
Ellipse e den gleichen Abstand r, sind
Äquidistante oder
Parallelkurven. Während qo der Ellipse ähnlich sieht, zeigt die innere Parallelkurve qi schon Abweichungen von
der Ellipse. Wird das
Achsenverhältnis der Ellipse kleiner, dann
tritt bei qi eine Spitze auf
(Bild 5208b) oder gar Unterschnitt (Bild
5208c). Die mathematische
Bedingung dafür ist r/b => b/a (vgl. Bild 2101). Die
Parallelkurven der Ellipse wurden im 19.
Jahrhundert eingehend untersucht, z.B. vom namhaften britischen
Mathematiker
Arthur Cayley (1821 - 1895). Sie sind algebraische Kurven 8. Ordnung
und wurden
Toroide genannt. Bild 5208
Bild 5209 Ovale
Schüsseln, Schalen, Platten, Schilder, Rahmen und
vieles andere in der Liste
oval gedrehter Gebrauchsgegenstände werden aus Querholz
gefertigt. Das
Ovaldrehen ist umso einfacher, je flacher solche Werkstücke sind.
Spannagel
schreibt in seinem"Drechslerwerk" [1.1.2] von
1940 im Kapitel
"Das Drehen am Ovalwerk", dass man sich das
Ovaldrehen am besten
in der Werkstatt von einem tüchtigen Meister zeigen lässt.
Ein solcher
Meister ist heute sicher schwerlich zu finden. Andererseits haben die
Meister
die geometrischen Zusammenhänge kaum gewusst, denn die Literatur hatte
höchstens
eine knappe Skizze, um zu zeigen, dass in Spindelhöhe zu
schneiden ist. Es
wurde auch mehr mit Schabern als mit Röhren gearbeitet, und diese
konnten auf flachen
Auflagen gut in Spindelhöhe gehalten und zum
Eingriff gebracht werden.
Selbst im "Handbuch der Ovaldreherei" [1.1.1] des verdienstvollen
Fachlehrers Hugo Knoppe in Leipzig wird das Ovaldrehen praktisch
nicht
erklärt. Er beschreibt hauptsächlich die Herstellung ovaler Rahmen. Dem
Ovaldrehen von Rahmen ist das "Handbuch der
Ovaldreherei" [1.1.1]
von Hugo Knoppe gewidmet. Ovale Rahmen wurden in Massen in
Ovalrahmenfabriken
hergestellt. Die Rohlinge wurden aus 4 oder 6 Bögen
zusammengesetzt. Jeder
Hersteller hatte seine Technik, die Bögen zu verbinden, vorherrschend
waren
aber Zinken wie in der noch erhaltenen Ovalrahmenfabrik Old
Schwamb Mill in
den USA [6.2]. In Deutschland gab es eine Firma, die
hufeisenförmige Bogen
aus Bugholz lieferte. Diese wurden mit schräger Fuge zu Ovalen
zusammengeleimt.
Diese Rahmenrohlinge hatten den Vorteil, dass nur längs der Faser
gedreht und damit
eine gute Oberfläche erreicht wurde. Die
Rahmen-Manufakturen lieferten Rahmen aller
Größen, aller Profile und
Ornamente und aller Arten von Oberflächen, also
lackierte, vergoldete,
mit gedrückten Metalleinlagen und
natur belassene. Die dabei
angewendeten Handfertigkeiten waren großartig, sie sind heute
wohl kaum noch
zu finden. Die ovale Bildform passt aber immer noch zu
vielen Bildmotiven,
wie z.B. zu Porträts. Deshalb war das Ovaldrehen von Bilderrahmen und
Spiegelrahmen von aktuellem Interesse und eine besondere
Herausforderung.
Bild
5401
![]()
Die Bildellipse sollte ein zum Bild passendes Achsenverhältnis haben (Bild 5403), z.B. bei Porträts b/a nicht kleiner als 0,75
Bild
5404
Rechteckige
Werkstücke werden in
das
Zweibackenfutter eingespannt, in Bild
5404 auf der ODM15 zu
sehen
mit eingerichteter Lichtlinie. Die beiden Ellipsen,
zwischen denen das
Profil liegt werden bei
laufender Maschine mit dem
feststehenden,
genau auf die Zentrallinie
gehaltenen Stift aufgezeichnet (Bild 5405).
Bild
5405
Bild
5406
Es lohnt immer eine Serie gleicher Stücke zu drehen, und dabei ist der Einsatz des Stechers rentabel, um bei allen Rahmen der Serie einen exakt gleichgroßen Falz zu erhalten (Bild 5406).Der Falz und das Profil werden mit einer schmalen spitzen Röhre gedreht (Bild 5407), der Boden mit einem geraden Schaber geglättet. Auf ausreichende Bodendicke TH ist zu achten.
Bild
5407 Das Profil wird mit gefaltetem Sandpapier geschliffen (Bild 5408), die Vorderfläche mit einem Schleifklotz. Beim fertig gedrehten Rahmen hat das elliptische Profil paarweise gleiche Abstände zu den Rechteckkanten (Bild 5409).
Bild 5409 Das Profil P wird vorzugsweise in die Vorderfläche S des Rechteckes hineingedreht (Bild 5410a und b), weil ein herausstehendes Profil (Bild 5410c) erfordert, die übrige Rechteckfläche S zu überdrehen, und das ist wegen des unterbrochenen Schnittes schwer sauber zu erreichen. Das Bild B kann von der Vorderseite (Bild 5410a) oder in einen Falz in der Rückseite (Bild 5410b und c) eingelegt werden. DasBild, eine Einlage oder ein Passepartout und das Glas G werden von einem Rattan-Klemmring C gehalten (Bild 5411). Bei einem Falz auf der Rückseite verwendet man einen Deckel CR und hält ihn mit Spreizdrähten CW. Glas, Passepartout und Deckel schneidet man mit dem Ellipsenzirkel mit Schneidrad bzw. Messer.
Bild 5413
Die beschriebenen Arbeitsschritte sind auch für große ovale Rahmen anzuwenden, nur dass der Rohling mit dem Klauenfutter gehalten wird, um die Hinterseite mit dem Falz W zu drehen und die Flanke FL der Bildellipse sowie eine Fase F der Außenkontur (Bild 5414 oben). Dann wird der Rahmen gedreht und mit dem Falz in den Hartholzbacken des Vierbackenfutters aufgenommen. Es wird nun das Profil und die Außenkontur gedreht und geschliffen (Bild 5414 unten).
Bild
5414 6.7 Ovaldrehen von SchüsselnBeispiel: Große rustikale Schüssel aus nasser Kirsche
Rohling
auf Bandsäge mittels Schablone oval (elliptisch)
zugeschnitten, Masse 7kg,
auf Planscheibe von hinten mit
Sechskant-Holzschrauben aufgeschraubt,
dazwischen Hartpappe-Schutzscheibe
Außenkontur
mit spitzer 16mm Röhre drehen, am Boden
Hartholzbrett
auf Planscheibe schrauben, Falz ausdrehen, Schüssel (5,7kg)
eindrücken, nicht
schlagen, .
Lichtlinie mit Schablone justieren.
Bild 5505
Innen ausdrehen mit Röhre, mit rundem Schaber glätten.
Bild 5506
Schüssel
zum Trocknen in Späne oder Zeitungspapier einpacken, gegen Reißen
am Hirnholzrand mit Spannband sichern und
in Abständen nachziehen, nach dem Trocknen Spund abhobeln
und Schüssel
grob schleifen und ölen (1,6 kg). 6.8 Ovaldrehen von LangholzAls
Langholz werden Werkstücke bezeichnet, deren Maserung in Richtung der
Spindelachse läuft. Beim Kreisdrehen werden Langholz-Stücke - wie z.B.
Spindeln
- zwischen Spitzen gedreht. Beim Ovaldrehen geht das nicht wegen der
Ellipsenbewegung. Kurze Langholz-Stücke können zum Ovaldrehen im
Backenfutter
eingespanntwerden.
Eine Unterstützung durch die Spitze im Reitstock ist nicht möglich.
Bild 5601
zeigt eine Dose als Beispiel.
Bild
5601
Dose aus Langholz im
Für
das Ovaldrehen langer Stücke wurde von J. Volmer die spezielle
Einrichtung
ELLPIN
entwickelt. Sie besteht aus einem Schraubenfutter mit Verdrehsicherung
(vgl
Bild 4311), das über ein Kreuzgelenk mit einem Flansch an der
Planscheibe der
Ovaldrehmaschine verbunden ist.
Für kleine Werkstücke gibt es auch ein Spundfutter. In der Pinole des
Reitstockes steckt mit dem Morsekegel eine mitlaufende Kugelpfanne aus
einem
reibungsarmen Werkstoff. In der Kugelpfanne sitzt eine Kugel mit einem
Stift,
der zentrisch in das Werkstück gepresst wird.
Bild 5602
Die
folgenden Bilder zeigen als Anwendungsbeispiele das
Ovaldrehen von Messergriffen
und von Klopfern. Die Werkstückrohlinge sind zu längen und für
die Aufnahme
desKugelstiftes
zentrisch zu bohren und für das Aufschrauben bzw das Einpressen ins
Spundfutter
auf der Drehbank vorzubereiten. 6.9 Besteckgriffe Messer
und Gabel mit Angel und Zwinge, frühere
Griffe aus Kunststoff sind durch Ebenholzgriffe zu ersetzen.
Bild 5603
Bild
5604
Ebenholz-Rohlinge
Bild 5605
Nach Ankörnen beider Stirnflächen Bohren des Loches für den Kugelstift
Bild
5606 Andrehen eines Konus (Spund) am Griffende nach Lehre, Breitseite des Griffes weiß markiert. Bild 5607
Sitz des Konus im konischen Loch des ELLPIN-Flansches prüfen
Bild 5608 Rohling-Konus leicht in das ELLPIN-Spundfutter schlagen, dabei Stellung beachten (weiße Marken) und Kugelstift einpressen.
Einstellung
des Ellipsengetriebes für die Achsendifferenz
der Ellipse am Griffende, dann Drehen des Griffes mit der Röhre entlang
der
Zentrallinie, gerade Form, rundes Ende passend zum Einpressen in die
Zwinge.
Bild
5610 Schleifen und Polieren in Nähe der Zentrallinie
Bild 5611
Bild 5612
Herausziehen des Kugelstiftes mit dem Abzieher (Werkstatt J.Volmer), Absägen des Konus und Verschleifen des elliptischen Griffendes, Aufbohren des Griffes für die Angel.
Bild 5613 Montiertes
Besteck: Griff in Zwinge eingepresst, Angel im Griff gekittet. 6.10 KlopferKlopfer
für Küchenarbeiten als Fleischklopfer oder bei der Holzbildhauerei als
Klüpfel
Bild
5614
Die Möglichkeiten der Formgebung mit der ELLPIN -Vorrichtung sind bislang noch nicht ausgelotet. Einige Experimente mit Entwürfen von Leuchtern liegen vor.
Bild 5615 |