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9.1 VerzierungenOvalgedrehte Stücke können durch Bemalen, Schnitzen oder Ornamente verziert werden. Ornamente werden durch Fräser oder rotierende Profilmesser maschinell in die Oberfläche eingearbeitet. Die früheren Kunst-Drechselbänke, wie z.B. die von Holtzapffel in England, hatten die dafür notwendigen technischen Einrichtungen. Sie gingen zum Teil auf die Mechaniker und Hofdrechsler der auch dabei wetteifernden europäischen Souveräne zurück [1.1.3]. Viele der erhaltenen Kunstdrechselstücke erscheinen überladen, beweisen aber das besondere Geschick der damaligen Drechsler und den Besitz raffinierter Mechanismen. Auch heute können Ornamente an einem oval gedrehten Gebrauchsgegenstand diesen ästhetisch aufwerten. Der künstlerisch ambitionierte Ovaldreher hat dafür sicherlich weiten Spielraum. Regel lassen sich wohl nicht aufstellen, und über Geschmack lässt sich nicht streiten. Als Ornamente kommen Punkte, Geraden, Kreise und Kreisbögen infrage, die als Erhebungen oder Einfräsungen in das ovale Stück mit feststehenden oder rotierenden Messern eingearbeitet werden. Bild 6.1.1 zeigt eine von Foster Giesman / USA gefräste Deckel-Dose. Er war ein aktiver Experimentator auf seiner kompletten Eigenbau-Ornamental-Drehbank [2.2.4], [3.1] mit einem Rivington-Indexer [1.2.5]. Andere Beispiele stammen von der Society of Ornamental Turners (SOT) in England [6.4] und den USA.
Bild 6101 Ovale Deckeldose mit gleichmäßig verteilten gefrästen Ornamenten (Foster Giesmann / USA, 1998) [2.2.4]
Die Ellipse selbst kann als Ornament verwendet werden, z.B. auf dem ebenen Deckel einer Dose. Mit dem Ovalwerk können Ellipsenserien durch ein feststehendes oder rotierendes Messer in den Deckel eingeschnitten werden. Beispiele für interessante Muster finden sich bei Holtzapffel [1.2.1]. Bild 6102 zeigt Beispiele.
Bild 6102
Ellipsen als verzierende Ornamente 9.2 EllipsenteilungBei der Anordnung von Ornamenten längs einer Ellipse trafen die Alten auf das Problem, gleichmäßige Abstände der Ornamente zu erreichen. Beim Kreisdrehen trat dieses Problem nicht auf; die Teilung des Kreises wird mit der Teilscheibe erreicht. Auf die Teilung der mit dem Ovalwerk erzeugten Ellipse angewandt führt die Teilscheibe zu ungleichen Abständen der Ornamente (Bild 6103a). Mit dem Indexer, einem speziellen Mechanismus, werden dagegen gleiche Abstände erreicht (Bild 6103b).
Bild 6103
Teilung der Ellipse in 24 Teile Mit der Bandmethode lässt sich der Umfang eines elliptischen Stückes auf sehr einfache Weise teilen. Natürlich kann man bei einem einzelnen Werkstück auch mit dem Stechzirkel probieren, die Teilpunkte zu finden. Man berechnet den Umfang der Ellipse und teilt ihn durch die Anzahl der Teilungen. Das ergibt näherungsweise den Abstand der Teilpunkte zum Probieren. 9.3 BandmethodeMan legt um das elliptische Stück ein Papierband PT auf die Ellipse, die in n Teile geteilt werden soll, und sticht mit einer Nadel auf der Scheitellinie h ein (Bild 6201a). Damit erhält man auf dem auf einem Zeichenblatt gestreckten Papierband den Anfangspunkt A und den Endpunkt B und zieht die Linie AB (Bild 6201b). Die Länge AB = l wird gemessen und durch n geteilt. Das Ergebnis l/n wird gerundet. Man nimmt diese Strecke in den Stechzirkel und trägt sie n mal auf einer beliebigen von A ausgehenden Geraden g ab.Vom Endpunkt C zieht man die Gerade CB und zu dieser eine Parallele durch jeden Teilpunkt auf g. Das Band wird wieder aufgelegt und anhand der Nadelstiche in A und B orientiert. Die erhaltenen Teilpunkte werden vom Papierband auf das Werkstück durchgestochen.
Bild 6201 Bandmethode
9.4 Indexer
Indexer werden hier Mechanismen genannt, die die gleichmäßige Teilung einer Ellipse an einem oval gedrehten Werkstück ermöglichen. Das Werkstück befindet sich dabei am Ovalwerk oder auf der Ovaldrehmaschine, und ein motorisch bewegtes Werkzeug, ein Fräser oder Profilmesser, ist in Position, um in Höhe der Zentrallinie das Ornament in die Oberfläche des Werkstückes zu schneiden. Bild 6301 zeigt als Beispiel das Einschneiden von 30 kleinen abstandsgleichen Kreisnuten mit einem Profilmesser in die Stirnfläche eines elliptischen Zylinders am klassischen Ovalwerk. Bild
6301
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Bild
6303
Bild 6304
Bild 6305 Bild 6306 zeigt als Beispiel einen Spanschachtel-Deckel mit 32 sich schneidenden Kreisen; sie bilden das Barley-Corn-Muster (Gerstenkorn-Muster). Die Kreise werden von einem Kreismesser aus 2mm Stahlblech geschnitten. Der Motor ist an der Koppel eines Geradführungsgetriebes befestigt, so dass das Kreismesser senkrecht auf die Werkstückfläche trifft (Bild 6.3.7).
Bild 6306
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